Eine faszinierende Ausstellung ist in der Bundeskunsthalle in Bonn angelaufen. Unter dem Titel „Bestandsaufnahme Gurlitt: Der NS-Kunstraub und die Folgen“ präsentiert das Museum bis 4. März 2018 erstmals einer breiten Öffentlichkeit das umfangreiche Werkkonvolut der Sammlung Gurlitt. Zeitgleich mit dem Kunstmuseum Bern wird eine Auswahl von Kunstwerken aus dem Nachlass von Cornelius Gurlitt mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten gezeigt. Die in einen historischen Gesamtkontext eingebetteten Präsentationen basieren auf dem aktuellen Forschungsstand zum „Kunstfund Gurlitt“. Beide Ausstellungen sind inhaltlich eng aufeinander abgestimmt. In Bern liegt der Fokus auf Werken der „Entarteten Kunst“. Die Bundeskunsthalle konzentriert sich auf Werke, die möglicherweise NS-verfolgungsbedingt entzogen wurden, sowie auf Werke, deren Herkunft noch nicht geklärt werden konnte. Dabei ist jedoch anzumerken, dass der Untertitel der Schau, „Der NS-Kunstraub und die Folgen“, in die Irre führen kann, sind doch bislang trotz intensiver Recherchen lediglich sechs Arbeiten aus dem Gurlitt-Konvolut als „NS-Raubkunst“ eingestuft und restituiert worden. Bei weiteren 112 Werken besteht noch ein entsprechender Verdacht. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der Großcousin von Cornelius Gurlitt, Ekkeheart (sic) Gurlitt, im Rahmen der Pressekonferenz zu Wort meldete und dagegen verwahrte, den Namen Gurlitt in dieser Form mit Raubkunst in Verbindung zu bringen, sodass suggeriert werde, bei allen rund 1.500 Werken des Gurlitt-Nachlasses handele es sich um Raubkunst. Dem erteilte Bundeskunsthallen-Intendant Rein Wolfs zwar eine Absage, der Auftritt des hippie-esken Großcousins mag aber so manchem eine weitere Perspektive eröffnet haben.

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